Zur Eröffnung schon voll besetzt
Deutsch-russische Kita Nezabudka bietet Platz für 45 Kinder
Der Verein zur Pflege russischer Kultur und für deutsch-russischen Kulturaustausch „Slowo“ hat im Nordend seinen vierten bilingualen Kindergarten in Frankfurt eröffnet. Die deutsch-russische Kita Nezabudka bietet Platz für 45 Kinder und ist schon am Tag der Eröffnung ausgebucht.
Nordend. Etwa 150 Augenpaare richten sich auf den kleinen Maxim Stieber. Die Spannung der Zuschauer steigt, im Hintergrund tönt Carl Orffs dramatisches Werk Carmina Burana, und dann folgt der große Moment: Als der 14 Monate alte Sohn der Kindergärtnerin Olga Dak mit einer für ihn viel zu großen Schere das rote Band vor der Eingangstür der neuen bilingualen Einrichtung zerschneidet, applaudieren alle Gäste begeistert. Die Kita Nezabudka ist offiziell eröffnet.
„Die Russen lieben feierliche Momente“, sagt Julia Zabudkin, die Geschäftsführerin der Nezabudka-Kindergärten. Deshalb habe das Team diesen symbolischen Akt inszeniert, obwohl die Kita schon einen Tag zuvor an den Start gegangen war. „In dieser schönen Villa können wir auf drei Stockwerken 45 Kinder betreuen“, sagt Zabudkin, „aber aufnehmen können wir niemanden mehr, alle Plätze waren schon lange vor der Eröffnung belegt.“ Dies zeige den chronischen Mangel an Kita-Plätzen, der in Frankfurt bestehe. „Unsere Wartelisten sind sehr lang. Für jede unserer vier Kitas haben wir mehr als 100 Eltern auf der Warteliste.“
Sechste Einrichtung
Nach einer Samstagsschule, einer Vorschule und drei Kindergärten ist die Villa im Oberweg im Nordend nun die sechste Einrichtung des Trägervereins Slovo in Frankfurt, die vierte Nezabudka-Kita. Allen ist gemeinsam, dass deutsche, russische und zweisprachige Kinder gemeinsam betreut werden. Dabei lernen sie die jeweils andere Sprache und pflegen die russische Kultur. „Wir feiern russische Feiertage, hören russische Musik und kochen russisches Essen“, erklärt Olga Dak. Sie leitet Nezabudka 4 und koordiniert das elfköpfige Team und freut sich auf die 45 Kinder, die ab dem kommenden Mittwoch in die Ganztagseinrichtung kommen werden.
Lena ist 22 Monate alt und wird zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Louis die Nezabudka 4 besuchen. Ihre Mutter Ina Keller ist Russlanddeutsche und wohnt in Bornheim. „Unser ältester Sohn ist in der Nezabudka 1 und wir haben dort ganz tolle Erfahrungen gemacht. Deshalb haben wir keine Sekunde überlegt, ob wir die Zwillinge hierher schicken“, sagt Keller. Weil sie in der Nähe wohne, sei ihre Bewerbung denen anderer Eltern vorgezogen worden. „Das ist eine Auflage der Stadt“, erklärt Julia Zabudkin. „Wir müssen in unseren Einrichtungen eine 25-Prozent-Quote von Stadtteilbewohnern erreichen. Das klappt von allein, bei uns sind es mehr als 80 Prozent.“
Robuster Verein
Die Kosten für einen Platz errechneten sich aus dem Familieneinkommen, den Satz gebe die Stadt vor. Wenn eine Familie mehr als 50 000 Euro im Jahr verdient, fällt der Höchstsatz an. Ein Kita-Platz kostet dann monatlich 148 Euro. Dazu kämen 72 Euro Verpflegung. Für Geringverdiener kostet ein Platz 48 Euro plus Essen.
Nezabudka ist übrigens das russische Wort für die Blume Vergissmeinnicht. Das sei zwar Zufall gewesen, meint die Geschäftsführerin, passe aber sehr gut. „Diese Blume kann auch auf dem schlechtesten Boden oder am Straßenrand wachsen. So robust wollen wir auch sein.“ (eis)