Russisch lernen von klein auf

Im „Orangenhaus“ eröffnet zweisprachiger Kindergarten

Von Andreas Flender

Sachsenhausen. Ein fröhliches «Dobre den» erklingt schon bald in der Stresemannallee 30. Das ist Russisch und heißt auf Deutsch «Guten Tag». Denn in das als «Orangenhaus» bekannte Gebäude zieht ein Kindergarten mit einem ganz besonderen Konzept ein. Dort wird der Nachwuchs zweisprachig betreut – auf Deutsch und Russisch. Name des Ganzen: Nezabudka– das bedeutet auf Deutsch «Vergissmeinnicht». Träger der Einrichtung ist der Verein Slowo, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die russische Kultur in Frankfurt zu etablieren.

«Der Kindergarten ist für alle offen», betont Geschäftsführerin Natalia Vukolova. «Wir streben aber an, dass die Hälfte der Kinder aus bilingualen Familien, ein Viertel aus deutsch- und ein Viertel aus russischsprachigen Familien stammen.» Insgesamt gibt es zwei Gruppen mit jeweils 22 Mädchen und Jungen, die von 7.30 bis 17 Uhr betreut werden. Hinzu kommt eine Krippe mit zehn Plätzen.

 

 

Jede Gruppe wird von einer deutsch- und einer russischsprachigen Erzieherin geleitet. «Die fremdsprachliche Kraft unterstützt das, was sie tut, mit Zeigen und Gesten.» Wenn sie sich etwa bückt, sagt sie: «Ich bücke mich.» Die neue Sprache wird nicht zum Thema gemacht. «Es kommt darauf an, den Inhalt zu begreifen.» Dafür müssten die Kinder nicht jedes einzelne Wort verstehen. Das so genannte Immersionslernen sei die weltweit erfolgreichste Methode zur Sprachvermittlung – und das ohne Druck. Dafür ist zwar viel Zeit notwendig, «doch da sich die Kinder bei uns den ganzen Tag aufhalten, ist das kein Problem», erläutert Natalia Vukolova.

Wie gut das Konzept ankommt, hat der Verein bereits in seinem ersten deutsch-russischen Kindergarten erfahren, der 2006 in der Solmsstraße in Bockenheim eröffnet wurde. «Wir haben eine lange Warteliste und waren selbst etwas überrascht von der großen Nachfrage.» Deshalb wollte Slowo unbedingt weitere Einrichtungen mit diesem Konzept eröffnen. Neben dem neuen Standort in der Stresemannallee geht bereits im August dieses Jahres ein Kindergarten in der Voltastraße an den Start.

«Nach der Eröffnung der beiden Kindergärten werden insgesamt 147 Kinder in Frankfurt bilingual in Deutsch-Russisch betreut und gefördert», erläutert Natalia Vukolova. Dabei ist es dem Verein auch wichtig, dass die Mädchen und Jungen genug Platz zum Spielen und Toben haben. So stehen dem Nachwuchs in der Stresemannallee insgesamt 625 Quadratmeter mit einem Außengelände zur Verfügung.

«Jede Gruppe des Kindergartens hat zwei Räume, einen großen und einen kleinen.» Hinzu kommen noch ein Kunst-, ein Bewegungs- und auch ein Elternraum, in dem sich die Mütter und Väter treffen und austauschen können. Das Außengelände bietet einen Rasen und einen Spielplatz.

Zudem gibt es eine Küche, das Essen wird allerdings von einem Caterer geliefert. «Aber Kleinigkeiten bereiten die Erzieherinnen immer mal wieder mit den Kindern gemeinsam zu.» Keine Frage, dass dann auch russische Spezialitäten auf den Tisch kommen. Und russische Feste wie die Masleniza-Feier, die den Winter vertreiben und den Frühling begrüßen soll, stehen ebenfalls auf dem Programm.

Während die Krippe für die Ein- bis Dreijährigen bereits voll ist, gibt es im Kindergarten noch freie Plätze. Die Voranmeldungen werden nur online entgegengenommen auf www.nezabudka.de. «Dabei gibt es die Möglichkeit, die Einrichtung zu nennen, in der Eltern ihr Kind anmelden wollen», sagt Natalia Vukolova. Bei der Stresemannallee handelt es sich um das Nezabudka 3. Aller guten Dinge sind eben drei.