Kulturverein eröffnet heute den ersten zweisprachigen Kindergarten
Spielen auf Deutsch und Russisch
Bockenheim. Mit Geduld zum Ziel: Nach zweijähriger Vorbereitungszeit eröffnet heute „Nezabudka“, der erste deutsch-russische Kindergarten Frankfurts. Für 40 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren startet der zweisprachige Kindergartenalltag. Mit der gestrigen Eröffnungsfeier starteten Kinder, Eltern und Erzieher in ein neues Kapitel Frankfurter Kinderbetreuung.
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In den beiden Gruppen der neuen Tageseinrichtungen gibt es für jede Sprache jeweils eine verantwortliche Erzieherin. „Wir halten uns an das Konzept ‚eine Person für eine Sprache’“, erklärte Kindergartenleiterin Zabudkin. „Dieser Ansatz hat sich in vielen Ländern bewährt.“
Während der ganztägigen Betreuung kommen die Kinder so mit beiden Sprachen in Berührung. Gewährleistet ist so auch, dass stets eine Erzieherin anwesend ist, welche die Muttersprache des Kindes spricht. Das Erlernen der jeweiligen „neuen“ Sprache erfolgt spielerisch. Je länger und vielfältiger dabei der Kontakt mit der anfangs fremden Sprache ausfällt, desto besser. „Im Schnitt brauchen Kinder sechs bis zehn Monate, bis sie anfangen Sätze in der neuen Sprache zu bilden.“ Ein russischsprachiges Kind, das mit drei Jahren den Kindergarten besucht, spricht dann bis zur Einschulung fließend Deutsch. „Bis zum achten Lebensjahr lernen Kinder neue Sprachen ganz natürlich, als wäre es ihre Muttersprache.“
Eine wichtige Bedingung dafür ist, dass die zusätzliche Sprache häufig im Alltag der Kinder vorkommt. Für russischsprachige Kinder, die in Frankfurt wohnen, ist dies kein Problem. Im Fernsehen, auf der Straße und im Bus hören sie Deutsch. Deutschsprachigen Kindern fällt daher das Erlernen der russischen Sprache schwerer. „Bei ihnen können wir ein Gefühl für die russische Sprache und Eindrücke der russischen Kultur vermitteln.“ Doch auf den 400 Quadratmetern der neuen Betreuungsstätte steht nicht nur die Sprache im Mittelpunkt. Auch musikalisch und sportlich setzt „Nezabudka“ Schwerpunkte.
Der „Verein zur Pflege der russischen Kultur Slowo“ ist Träger des Projektes. Finanziert wird das Angebot jedoch zu 100 Prozent durch die Stadt Frankfurt. Die Kosten für die Kinderbetreuung entsprechend daher den Sätzen städtischer Kitas. „Wir wollten keine private Einrichtung sein, die hohe Beiträge verlangen muss.“ Unterstützt wird „Nezabudka“ von den Eltern dafür tatkräftig. Ein Förderverein befindet sich in Gründung. Die Väter setzten am Samstag gar ihre Muskelkraft ein. Rundfahrten im großen Bollerwagen waren an der Eröffnungsfeier am Sonntag bei den Kindern sehr gefragt.
Von der Idee zum deutsch-russischen Kindergarten bis zur Umsetzung vergingen zwei Jahre. Bereits im August 2005 wurde die Finanzierung von der Stadt zugesagt. Räume zu finden war jedoch alles andere als einfach. Eineinhalb Jahre suchte Julia Zabudkin nach geeigneten Objekten, bis sie in der Solmsstraße 10 ankam.. „Viele Vermieter sind abgesprungen. Man hat uns unterstellt, wir wollten ein Bordell oder ein Lager für gestohlene Waren betreiben.“
Mehr Infos unter www.nezabudka.de